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Functional Training: Was ist das eigentlich?

Das Jahr 2017 hat gezeigt, dass Functional Training ein immer größer werdender Trend in der Fitness- und Gesundheitsbranche ist. Fragen wir aber Athleten, Hobbysportler oder Trainer, was man unter Functional Training versteht, bekommt man als Antwort eine Aufzählung von Geräten wie: „Training mit Schlingentrainer, Kettlebells und dem eigenen Körpergewicht.“ oder „Wenn man auf instabilen Flächen trainiert, ist es Functional Training.“ Diese Aussagen sind nicht zutreffend, da es viel komplexer ist, als Training auf instabilen Untergründen. 

Wörter: ~890 | Geschätzte Lesezeit: 6min


Gliederung

1. Einleitung
2. Evolution, der Mensch und Bewegung
3. Was ist Functional Training
4. Take Home Message

1. Einleitung

Das Jahr 2017 hat gezeigt, dass Functional Training ein immer größer werdender Trend in der Fitness- und Gesundheitsbranche ist. Fragen wir aber Athleten, Hobbysportler oder Trainer, was man unter Functional Training versteht, bekommt man als Antwort eine Aufzählung von Geräten wie: „Training mit Schlingentrainer, Kettlebells und dem eigenen Körpergewicht.“ oder „Wenn man auf instabilen Flächen trainiert, ist es Functional Training.“ Diese Aussagen sind nicht zutreffend, da es viel komplexer ist, als Training auf instabilen Untergründen. 

Was also versteht man unter dem Begriff Functional Training genau?

2. Evolution, der Mensch und Bewegung

Um diese Frage zu beantworten müssen, wir weit in der Zeit zurückgehen. Wir müssen uns fragen, wie sich der Mensch entwickelt hat.

Vor ca. 5 bis 7 Millionen Jahren traten die ersten Menschenahnen auf, welche von den Menschaffen abstammten. Von den vielen verschiedenen Arten der Gattung Homo, ist nur noch der Mensch übrig wie wir ihn heute kennen – der Homo sapiens.

Eine der wichtigsten Schritte in der Evolution des Menschen, ist die Entwicklung vom Vierfüßler zum Zweibeiner. Durch unsere, nach wie vor, gute Anpassungsfähigkeit, führte dieser Schritt zu großen Veränderungen. Unser Gehirn entwickelte sich ständig weiter. Das führte zu Erfindungen von Werkzeugen, die Entwicklung von soziokulturellen Fähigkeiten und die emotionale Entwicklung. Nicht nur unser Gehirn wuchs ständig weiter. Durch den aufrechten Gang lernten wir verschiedene Bewegungsmuster – gehen, laufen, rennen, springen, klettern, werfen, kriechen, tragen, heben. 

All diese neuen Muster und Funktionen führten im Körper zu weiteren Adaptionen. Getreu nach dem Motto „Form follows function“ passte sich die Anatomie unseres Körpers den Funktionen und Aufgaben, die die Natur den Menschen gestellt hat, an. Aus diesem Grund kennt unser Körper keine Muskeln und isolierten Muskelfunktionen, sondern nur Bewegungsmuster. Diese dienten früher dem Überleben und der Fortpflanzung. Durch deren ständigen Gebrauch und die viele Bewegung, perfektionierte der Mensch diese Muster – Das erste Functional Training.

Im Laufe der Zeit vereinfachte sich der Mensch Vieles durch Werkzeuge und Maschinen. Die Industrialisierung und Modernisierung, führten zu weniger Bewegung. Bestimmte Fähigkeiten und Bewegungsmuster werden heutzutage nicht mehr gebraucht. Unser Körper passt sich wieder an, diesmal jedoch im negativen Sinn. Eine höhere Anzahl an Volkskrankheiten wie Übergewicht, Rückenschmerzen, dysfunktionale Bewegungsmuster, Haltungsschwächen sind die Folgen der mangelnden Bewegung.

Aus dem oberen Abschnitt sollte klar werden:

  • Der Mensch ist ein sehr komplexes System. Er sollte ganzheitlich betrachtet werden. Alle Systeme (Muskelsystem, Nervensystem, Organsystem, Psyche usw.) und deren Einfluss auf Bewegung, Gesundheit müssen mit einbezogen werden.
  • Unser Körper kennt keine Muskeln, sondern Bewegungsmuster.
  • Wir sind auf viel Bewegung ausgelegt. Mangelnde Bewegung führt zu Einschränkungen von Bewegungsmustern, Haltung und Krankheiten.

Stellen wir nun die Verbindung zum Functional Training her.

3. Was ist Functional Training

Functional Training ist ein zweckmäßiges Training, welches den Athleten oder den Kunden in einen gesunden und leistungsbereiten Funktionsstatus bringt. Wir wollen den Menschen so vorbereiten, dass er den Mindestanforderungen im Alltag oder im Sport gewachsen ist. Dabei sind die Ansprüchen an den Menschen als Ganzes, sowie an die einzelnen Systeme (das Muskelsystem, den passiven Bewegungsapparat, das Nervensystem, das Organsystem usw.), und deren Zusammenspiel gerichtet.  Selbst der emotionale Aspekt wird berücksichtigt. Angst, Freude, Depression, Spaß, Motivation, beeinflussen unsere Bewegungsqualität und Bewegungs-bereitschaft, was im Training beachtet werden sollte.

Schaut man sich nun die Anforderungen im Sport oder im Alltag an, stellt man fest, dass  hauptsächlich nur komplexe, mehrgelenkige Bewegungsmustern, in allen 3 Ebenen (Frontal-, Sagittal-, Transversalebene) vorkommen. Wie aus dem oberen Abschnitt hervorgeht, ist der Mensch auf Bewegung ausgelegt. Er kennt nur Bewegungsmuster keine isolierten Muskeln. Das Training dieser Muster steht somit im Functional Training im Vordergrund. Sie sollen wieder gelernt, perfektioniert werden und die Bewegungsqualität verbessert werden. Dadurch werden die Menschen gesünder und leistungsbereiter - Functional Training fordert und fördert Bewegung.

Wodurch wird des Weiteren die Bewegungsqualität beeinflusst?

Die Qualität unserer Bewegung wird durch das Zusammenspiel von Koordination, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit Schnelligkeit mitbestimmt. Deshalb werden alle diese Fähigkeiten im Functional Training trainiert. Weitere Faktoren welche geschult werden sind Mobilität, Motorische Kontrolle/Stabilität, Balance, Sensomotorik und der effiziente Einsatz der Biomechanik.

Der letzte wichtige Punkt ist, dass im Functional Training jeder Mensch individuell betrachtet wird. Was funktional für eine Person sein kann, muss nicht gleichzeitig für alle Anderen funktional sein. Viele Faktoren spielen eine große Rolle wann eine Übung oder ein Training funktional für eine Person ist: Eigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Person, das Ziel, die Anforderungen im Sport oder im Alltag, das Alter, Verletzungen und vieles mehr.

4. Take Home Message

Functional Training:

  • betrachtet den Menschen ganzheitlich und jeden individuell
  • fordert und fördert Bewegung
  • bringt den Menschen zu einem gesunden und leistungsbereiten Funktionsstatus und bereitet ihn auf die Anforderungen im Alltag/Sport vor
  • trainiert komplexe Bewegungsabläufe in allen 3 Ebenen, um natürliche Bewegungsmuster zu fördern und den Belastungen im Alltag/Sport gerecht zu werden.
  • Fördert Grundlegende Bewegungsmuster. Diese sind:
    • Squat
    • Lunge
    • Hinge
    • Vertikales Drücken
    • Horizontales Drücken
    • Vertikales Ziehen
    • Horizontales Ziehen
    • Krabbeln
    • Tragen
    • Werfen
    • Rennen
    • Gehen
  • Trainiert alle wichtigen Konditionsfaktoren, da deren Zusammenspiel wichtig für die Bewegungsqualität ist.
    • Kraft
    • Ausdauer
    • Schnelligkeit
    • Beweglichkeit
    • Koordination
  • Dabei werden weitere wichtige Faktoren geschult, welche in diesem Zusammenhang stehen und für eine gute Bewegungsqualität notwendig sind:
    • Mobilität
    • Motorische Kontrolle/Stabilität
    • Optimierung von Bewegungsmustern
    • Effizienter Einsatz humaner Biomechanik
    • Sensomotorik
    • Balance
  • Auch der emotionale Aspekt und dessen Einfluss auf Bewegung wird im Functional Training berücksichtigt.

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